Buddhismus

Jede Handlung
gestaltet die
Welt neu.

Zum Verständnis der buddhistischen Karmalehre sind die Begriffe „Nicht-Selbst“ (p.: Anatta, skt.: Anātman) und „Bedingtes Entstehen“ (p. Paṭiccasamuppāda, skt. Pratītyasamutpāda) von Bedeutung. Gemäß der buddhistischen Lehre (Dharma) ist die Vorstellung, es gäbe ein „Ich“, eine abgegrenzte Person, also ein Selbst bzw. eine Seele, bereits eine grundlegende Täuschung über das Wesen der Wirklichkeit. Was Menschen als ihr Selbst oder ihre Seele bezeichnen, ist vielmehr ein ständig im Wandel begriffenes Zusammenspiel der fünf Daseins- oder Aneignungsgruppen (Skandhas): des materiellen Körpers mit seinen Sinnesorganen, der Empfindungen, der Wahrnehmung der Welt, der Geistesformationen (Interessen, Willensregungen, Sehnsüchte und Tatabsichten) und letztlich des Bewusstseins. Aus diesem ständigen Wandel ergibt sich die Gesetzmäßigkeit des „bedingten Entstehens“: jede Handlung gestaltet demnach die Welt neu, auf der materiellen wie auch auf der geistigen Ebene.

Karma, an dessen Stelle buddhistische Autoren auch die Begriffe „Prägungen“ oder „Samen“ verwenden, bezieht sich in diesem Sinn auf das sinnliche Begehren und das Anhaften an den Erscheinungen der Welt und die daraus folgenden Gedanken und Taten. Alles Handeln und Denken bewirkt Karma und führt somit zu weiteren Verstrickungen in der Welt. Ziel der buddhistischen Praxis ist es, kein Karma mehr zu erzeugen und somit diesen Kreislauf (vgl. Samsara) hinter sich zu lassen (vgl. Nirwana). Der erste Schritt dazu ist zu erkennen, dass die Ursache dieses Anhaftens in den Drei Geistesgiften liegt: Anhaftung oder Gier (Lobha), Zorn oder Hass (Dosa) und Unwissenheit oder Verwirrung (Moha). Die drei Wege zu positivem Karma sind demnach Bescheidenheit (Nicht-Anhaften), Güte und Einsicht.

Entscheidend für die bei einer Handlung erzeugte karmische Prägung ist die der Handlung zugrunde liegende Absicht (Cetana). Gemäß der buddhistischen Lehre ist hierbei das Denken als Handlungsform den körperlichen Handlungen und der Rede übergeordnet. In Hinsicht auf die Zeit des Eintritts der Wirkung (Vipaka) können drei unterschiedliche Arten von Karma differenziert werden:

Zu Lebzeiten reifendes Karma

(Pali: Ditthadhamma-vedaniya-kamma)

Im nächsten Leben reifendes Karma

(Pali: Upapajja-vedaniya-kamma)

 

In späteren Leben reifendes Karma

(Pali: Aparapariya-vedaniya-kamma)

Manche Taten oder Haltungen können auch ohne Karmawirkung bleiben, falls die zum Eintritt der Wirkung erforderlichen Umstände fehlen oder sie infolge von zu geringer Intensität durch das Übergewicht von entgegenwirkenden Tendenzen keine Wirkung erzeugen können (z. B. wenn positive Absicht negative Auswirkung übertrifft). In diesem Falle wird von wirkungslosem Karma (Pali: Ahosi-kamma) gesprochen.

Wiedergeburt-erzeugendem Karma

(Pali: Janaka-kamma), das bei der Wiedergeburt (vgl. Reinkarnation) und während des Lebensfortganges die Daseinsgruppen bedingt,

unterstützendem Karma

(Pali: Upatthambhaka), das keine Karmawirkung erzeugt, sondern diese bloß in Gange hält,

 

unterdrückendem Karma

(Pali: Upapilaka), das die Karmawirkungen unterdrückt, sowie

zerstörendem Karma

(Pali: Upaghataka), das andere Karmawirkungen übertrifft und nur selbst zur Wirkung kommt.

„Absichtsloses Handeln“ erfolgt ohne Planung : je weniger Hintergedanken einer Handlung zu Grunde liegen, desto weniger Karma wird dabei angesammelt. Ohne Absicht erzeugtes Leid bleibt dennoch nicht ganz ohne karmische Folgen, weil hier das Geistesgift der Unwissenheit oder Gleichgültigkeit zugrunde liegt.

[Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Karma]